Ein kurzer Blick zurück
Noch zu Jahresbeginn 2023 sahen wir im Geldmarkt einen 6-M-Euribor von 2,75 %. In vielen Umfragen dominierten Rezessionssorgen das Marktgeschehen. Es sollte anders kommen. Die Europäische Zentralbank hatte alle Hände damit zu tun, der davongaloppierenden Inflation hinterherzukommen. Es folgten zehn !! aufeinanderfolgende Leitzinsanhebungen, die die Verzinsung für die Einlagenfazilität auf heute 4,00 % haben steigen lassen. Des einen Freud ist des anderen Leid möchte man sagen, da die Sparer ungeachtet der hohen Inflation wieder wahrnehmbare Zinseinnahmen verbuchen konnten.
Der Häuslebauer hingegen ächzt unter dem hohen Zinsniveau – der Wohnungsneubau kommt schier zum Erliegen. Mit Blick auf die nun folgende Grafik kann belegt werden, dass wir es noch immer mit einem hohen Geldmarktzinsniveau zu tun haben. Der 6-M-Euribor verabschiedet sich jedoch von seinem Jahreshoch, wodurch die Erwartungen der Marktteilnehmer hervorgehoben werden, die schon im Frühjahr 2024 mit einer ersten Leitzinssenkung rechnen. Noch deutlicher aber die Entwicklung am langen Ender der Zinskurve. Der 10-J-Swap liegt mit 2,75 % rund 20 BP unter dem Niveau vom Jahresanfang. Noch immer liegt in Summe eine massive Invertierung der Zinskurve vor, die in vorherigen Krisenphasen ein verlässlicher Indikator für eine bevorstehende Rezession war.
Daher stellt sich die berechtigte Frage: Gelingt Europa ein Soft Landing, das für die USA ein wahrscheinliches Szenario zu sein scheint? Oder aber gibt es für die Eurozone ein böses Erwachen und die Marktteilnehmer, die schon heute auf baldige Zinssenkungen wetten, behalten Recht. Einmal mehr bestätigt sich unsere Steuerungsphilosophie, die ein Denken in Szenarien vorsieht.
In diesem Sinne verabschieden wir uns in die Winterpause, behalten die Marktentwicklung aber dennoch für unsere Mandanten stets im Blick.