Die Bedeutung der Diversifikation für den Ertrag eines Wertpapierportfolios
Die Diversifikation eines Wertpapierportfolios, also die Verteilung des Vermögens auf verschiedene Assetklassen wie Anleihen, Aktien und Gold, reduziert drastisch das Verlustrisiko. Die Grundidee ist, dass Verluste in einer Assetklasse durch Gewinne in anderen ausgeglichen werden können, was die Volatilität des gesamten Portfolios verringert. Entscheidend für diese Ausgleichseffekte ist, dass die Renditeentwicklungen der verschiedenen Assetklassen unterschiedlich von den vorherrschenden ökonomischen Rahmenbedingungen beeinflusst werden und sich daher oft gegenläufig verhalten.
Trotz dieser Vorteile ist unter Anlegern immer noch die Ansicht verbreitet, dass Diversifikation die Renditeerwartung mindert. Dieses Missverständnis beruht auf psychologischen Faktoren, die im Forschungsfeld der „Behavioral Finance“ untersucht werden. Oft wird die Performance von diversifizierten Multi-Asset-Portfolios als unterdurchschnittlich wahrgenommen, weil über einen gewissen Zeitraum dominierende Assetklassen höhere Erträge erzielen als der diversifizierte Korb. Diese Wahrnehmung wird durch das sogenannte Herdenverhalten verstärkt, bei dem die Anlageperformance relativ zu einer Vergleichsgruppe gemessen wird. Während eines Aktienbooms können Anleger, die in ein diversifiziertes Portfolio investiert haben, unter Druck geraten, weil sie nicht die gleichen hohen Gewinne wie ihre Vergleichsgruppe erzielen.
Bei nüchterner Betrachtung entspricht die Rendite eines Multi-Asset-Portfolios dem gewichteten Durchschnitt der Renditen der einzelnen Assets. Zwar liegen die Renditen einzelner Assetklassen über diesem Durchschnitt, während andere darunter liegen, doch die geringere Volatilität des Portfolios führt zu einem geringeren Risiko. Dies zeigt sich deutlich in Abbildung 1, welche die arithmetischen jährlichen Renditen für den DAX und für Gold von 2003 bis 2023 vergleicht. Ein 50/50-Portfolio aus diesen beiden Assetklassen weist eine geringere Schwankungsbreite auf als die Einzelrenditen, was zu einer glatteren Renditeentwicklung führt. Dies liegt daran, dass DAX und Gold historisch gesehen weitgehend unkorreliert sind, so dass Verluste in einer Assetklasse häufig durch Gewinne in der anderen ausgeglichen werden können.
Die geringere Volatilität eines diversifizierten Portfolios bedeutet nicht nur ein geringeres Risiko, sondern kann auch zu höheren Erträgen führen. Dies wird klar, wenn man zwischen der arithmetischen und der geometrischen Rendite unterscheidet. Die arithmetische Rendite unterstellt, dass jedes Jahr der gleiche Investitionsbetrag zur Verfügung steht, während die geometrische Rendite die jährlichen Gewinne und Verluste berücksichtigt, die den Investitionsbetrag im Zeitverlauf verändern. Daher ist die geometrische Rendite für vergangenheitsorientierte Performancebetrachtungen relevanter.
Diversifikation bewirkt, dass die Volatilität des Portfolios gesenkt wird, was im Zeitablauf zu einer höheren geometrischen Rendite führt. Ein 50/50-Portfolio aus DAX und Gold zeigt nach einiger Zeit eine bessere Performance als die einzelnen Assetklassen, was auf die geringere Volatilität und die höhere geometrische Rendite zurückzuführen ist. Dies wird in Abbildung 2 deutlich, welche die Performance einer Investition von 100 EUR in DAX, Gold und ein 50/50-Portfolio über den Zeitraum von 2003 bis 2023 vergleicht.
Die höheren geometrischen Renditen resultieren aus dem regelmäßigen Rebalancing des Portfolios, bei dem die Gewichtungen der einzelnen Assetklassen angepasst werden, um die Portfoliostruktur und damit die Diversifikationsvorteile beizubehalten. Dies erfordert, dass Assetklassen mit vergangener Überperformance reduziert und solche mit Unterperformance aufgebaut werden. Diese antizyklische Strategie führt langfristig zu höheren Erträgen, da zu günstigen Preisen gekauft und zu hohen Preisen verkauft wird.
Die folgende Tabelle zeigt die arithmetischen und geometrischen Renditen sowie die Volatilität von DAX, Gold und dem 50/50-Portfolio und verdeutlicht, dass das diversifizierte Portfolio die höchste geometrische Rendite bei der geringsten Volatilität aufweist.
Praktische Implikationen für eine erfolgreiche Rebalancing-Strategie umfassen die dauerhafte Existenz der jeweiligen Assets und damit die Vermeidung von Einzelrisiken durch eine breite Diversifikation. Eine strategische Asset-Allokation sollte auf breit definierten Assetklassen basieren, die durch ETFs und Fondslösungen repräsentiert werden. Ein langfristiger Anlagehorizont maximiert die Vorteile der Diversifikation, da er die Teilnahme an mehreren Marktzyklen ermöglicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Portfoliodiversifikation durch breite Assetklassen und kontinuierliches Rebalancing langfristig Zusatzerträge generiert. Diese Erträge entstehen aus der höheren geometrischen Rendite, die durch das reduzierte Risiko und die effiziente Anpassung der Portfolio-Gewichte erreicht wird. Ein diversifiziertes Portfolio bietet somit nicht nur Sicherheit, sondern auch die Möglichkeit, langfristig höhere Erträge zu erzielen.